Ja, die Technik 

Im St.Pauli Theater in Hamburg ist eine Fernsehaufzeichnung geplant und

so rollt der grosse Übertragungswagen an. Unmengen von Kabeln werden verlegt,

die Kameras aufgestellt und die Mikrofone auf der Bühne versteckt.

Nachdem auch die Scheinwerfer eingerichtet sind, können die Proben beginnen.

Der schon etwas ältere und schwerhörige Hauptdarsteller hat doch einige

Schwierigkeiten, seinen langen Text zu behalten. Immer wieder muss

unterbrochen werden, denn auch die Souffleuse darf ja nicht zu laut helfen.

In der Not hat nun der Toningenieur die geniale Idee „Wir stecken ihm

einen drahtlosen Kopfhörer hinter die Perücke, dann könnt ihr ihm den

Text direkt ins Ohr flüstern“ Gesagt, getan. “Kannst Du uns hören?“

„Alles paletti“ grinst der Schauspieler und die Proben gehen problemlos

über die Bühne. Der Abend rückt heran und so langsam füllt das

erwartungsvolle Publikum den Zuschauerraum. Der Regisseur

gibt pünktlich das Zeichen an alle Mitwirkenden, das Spiel kann beginnen.

„Läuft die Aufzeichnung?“ „Läuft“ „Ruhe und Achtung bitte, Vorhang“

Alles läuft bestens, noch schwitzt der Regisseur ein wenig, wird die Idee

mit dem Kopfhörer weiter klappen ? Ruhig und sicher kommt der Text.

Doch was macht er nun? „Peter drei bitte melden, Einsatz in der Hafenstrasse“

Die Zuschauer schütten sich aus vor lachen. Dieser Text steht doch nicht im

Drehbuch.“ Haben verstanden, sind unterwegs“ „Was erzählt er denn da

für einen Schwachsinn?“ tobt der Regisseur und stoppt die Aufzeichnung.

Das Technikpersonal rennt hinter die Bühne zum Schauspieler. Sie horchen

in den Kopfhörer, tatsächlich wieder diese Stimme „Einsatz erledigt, kommen

zurück“ Da fängt der Toningenieur an zu lachen, neben uns ist die Polizeistation

Davidwache, die haben wohl die Frequenz geändert und spucken nun in unsere

Anlage. Ja, auch die Technik trieb ihre wilden Spiele auf St. Pauli.

© Heinz Bornemann                

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Drahtlos

In den sechziger Jahren wurde eine Unterhaltungssendung des NDR immer aus einem

Autosalon gegenüber der Hamburger Staatoper übertragen. Um 15 Uhr nach Geschäftsschluss

wurden die Autos aus dem Ausstellungsraum gefahren. Fahrer Erwin rangierte den

Übertragungswagen vorsichtig in die Nebenstrasse. Die Bühnenbauer verwandelten

den Raum in Windeseile in ein Fernsehstudio , Kameras, Licht und Tonanlagen wurden

fachmännisch installiert. In all dem Trubel konnte sich der Zuschauer kaum vorstellen,

dass um 19.15 Uhr die Livesendung pünktlich beginnen würde. Sie drückten sich an

den großen Scheiben die Nase platt und konnten so vor Ort die Proben und die Sendung

verfolgen. Der Ton wurde natürlich auch nach draußen übertragen und so war es für viele

Hamburger und ihre Gäste ein unvergessliches Erlebnis. Wo hatte man schon mal Gelegenheit,

die Arbeit der Fernsehleute so hautnah zu erleben. Die Technik hatte sich auch immer weiter

entwickelt und so setzte man zum ersten Mal ein drahtloses Mikrofon ein. Der Moderator

bekam einen kleinen Sender in die Hosentasche und war so besser beweglich. Die Proben

liefen bestens und nach einiger Zeit rief der Regisseur:" Fünf Minuten Zigarettenpause".

Nun bekommen Moderatoren ja auch mal menschliche Gefühle und er entschwand an

den Ort, zu dem selbst ein Kaiser angeblich zu Fuß geht. Nur hatte ihm leider keiner

erklärt, dass er den Sender an seiner Hose mit einem kleinen Schalter ausschalten kann.

Also tönten plötzlich über den ganzen Platz gequälte und rauschende Geräusche.

Unter dem schallenden Gelächter der Zuschauer stürmte der Toningenieur in den Ü-Wagen

und zog den Regler des Mikrofons zu. Der Moderator wunderte sich sehr, als er zur

weiteren Probe nur kichernde und anscheinend alberne Kollegen vorfand.

Soweit ich weiß, hat ihm auch keiner den Grund verraten..

© Heinz Bornemann                

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Bremsweg

Vor Hamburg gibt es in Schulau bei Wedel Willkomm Höft, die einzige

Schiffsbegrüßungsanlage der Welt. Jedes größere Schiff welches den

Hamburger Hafen auf der Elbe ansteuert oder zurück auf dem Weg zur

Nordsee ist, wird mit der Nationalhymne und "Steuermann halt die Wacht"

beschallt. Die Besatzung begleitet man mit guten Wünschen in ihrer

Landessprache  und die jeweilige Flagge wird gehisst. Grosse Lautsprecher

sind auf die Elbe gerichtet. Man erklärt den Sehleuten am Ufer, welchem

Schiff sie zuwinken , seine Größe und wohin es fährt oder kommt.

An diesem Nachmittag hatte sich ein Ü - Wagen des Fernsehens eingefunden,

man wollte das Einlaufen einer großen Fähre vom Ufer aus aufzeichnen.

Auf dem Schiff  war ein anderes Team, das während der Fahrt die

Bordaufnahmen produzierte. Alle Kameras waren auf Position, das

Wetter spielte auch mit, das Schiff konnte kommen. Zur Fähre gab es

eine Kommandoverbindung, so konnte man sich miteinander absprechen.

„Wir nähern uns Schulau“ tönt es aus dem Regielautsprecher.

"Steuermann halt die Wacht" klingt es pünktlich aus den Lautsprechern. 

„Alles klar, wir fahren die Aufzeichnung ab.“ Langsam nähert sich der

große Pott . Als er gerade in schönster Position von der Kamera erfasst

wird, bekommt diese einen technischen Fehler und gibt ihren Geist auf.

„Das darf doch nicht wahr sein“ brüllt der Regisseur. Er drückt nervös

den Kommandoknopf zur Brücke der Fähre : „ Sofort stoppen, zurück"

Da kommt ruhig aber bestimmt die Stimme des Kapitäns durch den Lautsprecher

„Ich bin doch keine U-Bahn“ Niedergeschlagen sieht man dem Schiff nach,

dessen Bremsweg genau an den Landungsbrücken in Hamburg endet.

© Heinz Bornemann                

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  Ohne Gesicht

Immer wenn der große Circus Krone seine Zelte auf dem Heiligengeistfeld

in Hamburg  aufgeschlagen hatte, war auch das Fernsehen mit einer Sendung

zu Gast in der Manege. Vier Farbkameras waren am Rund installiert und da

diese damals noch groß und unbeweglich waren, musste man sich manchen

Trick ausdenken, um die Einstellungswünsche des Regisseurs zu erfüllen.

Es sollte z.B. unbedingt der Trapezkünstler bei seinem Abgang ins Netz auf

die Zuschauer zufliegen. So kam man auf die Idee und hob ein großes Loch

unter dem Netz aus, in das dann ein Spiegel schräg hineingestellt wurde.

Die Kamera auf den Spiegel gerichtet, tatsächlich, der Effekt war umwerfend

und wurde dann in die Sendung eingespielt. Zur Livesendung war alles

vorbereitet, jeder Sänger wurde geschickt in das zirzensische Treiben eingebaut.

Die Künstlerin, nennen wir sie Tamara, sollte ihren Titel mitten in der Manege

singen und die Elefantenherde war als Komparserie angetreten. Nur wusste keiner,

Tamara hatte unheimliche Angst vor den Dickhäutern. Die Sendung lief und nun

war sie mit ihrem Auftritt dran. Etwas gequält schreitet sie in die Manege, Kamera 1

soll sie als erstes aufnehmen, doch als ein Elefant ihr zu nahe kommt, dreht sie sich um.

„Nimm Kamera 2“ reagiert der Regisseur, Schnitt, Tamara dreht sich wieder ängstlich

zur Seite, singt aber tapfer weiter. „Schneide auf die 3“, der Regisseur rauft sich

die Haare. Wieder das gleiche Spiel, wie von einer unsichtbaren Hand geführt, dreht

sich Tamara mit ängstlichem Blick auf die Elefanten von den Kameras weg.

So werden die drei Minuten sicher mit Schuld daran sein, dass der Regisseur

nun ein paar graue Haare mehr hat. Die Zuschauer vor dem Fernseher hatten

zum ersten Mal eine Sängerin nur von hinten erlebt.

© Heinz Bornemann                

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Kleine Rache

Es war in den Anfangzeiten des Fernsehens, gesendet wurde noch schwarz weiß

und man hatte viel mehr Zeit, die Produktionen vorzubereiten. Für die lieben

Kleinen gab es ein Nachmittagsprogramm. Heute stand Modellbahnbau auf

dem Programm. Im Studio wurde eine wunderbare Anlage aufgebaut, da bekamen

selbst gestandene Beleuchter leuchtende Augen. Alles war bis ins Detail geplant

und auch die Züge fuhren störungsfrei über die Strecke. Damals waren die Studios

noch weit entfernt von den Technikräumen. Oben im ersten Stock saßen

die Bildtechniker und steuerten die elektronischen Kameras aus. Die Technik war

gecheckt und man wartete geduldig, bis die Aufnahmen beginnen sollten.

Doch es war so verdächtig ruhig, nichts veränderte sich, da musste man doch

mal unten nachschauen. Also liefen die Techniker die Treppe runter uns Studio.

Niemand anwesend. „ Das darf doch nicht wahr sein, sie haben Mittagspause

gemacht und haben uns oben vergessen.“ Da wird auch der geduldigste Techniker

sauer und sinnt auf Rache. Der Blick fiel auf die wunderschöne Modellbahnanlage.

Als hätte man sich blind verstanden, wurde  nun damit begonnen, alle Weichen zu verstellen.

Mit dem Blick des zufriedenen Rächers, versuchte man noch schnell in der Kantine

wenigstens ein Brötchen zu erwischen. Dann war die Pause auch schon vorbei und man

nahm wieder seine Plätze ein. „Bitte abläuten“ die Stimme des Aufnahmeleiters mahnt zur Ruhe.

Ein lauter, krächziger Ton ertönt, keiner hat je begriffen, warum das abläuten hieß.

Über der Studiotür leuchtet blinkend ein rotes Schild : RUHE AUFNAHME .Der Moderator steht bereit.

„Bitte Aufnahme ab, MAZ läuft, Klappe bitte“ Der Aufnahmeleiter hält sie vor die Kamera:

„Modellbahn die erste“ und mit Schwung schlägt er die beiden Holzenden zusammen.

Rotlicht erscheint über dem Objektiv der Kamera, das Zeichen für den Moderator.

„Hallo liebe Kinder, im zweiten Teil unserer Modellbahnreihe, wollen wir nun einmal

sehen, ob alles nach Plan läuft.“ Dabei dreht er langsam den Regler des Trafos hoch.

Die Züge setzten sich in Bewegung, die Kameras schwenken mit, da gibt es den ersten Rumms.

Der Personenzug stürzt mit großem Scheppern in den Bahnhof, der Güterzug ist auf der 

Wiese gelandet und nun stoßen mit einem Riesenknall auch noch die Schnellzüge zusammen.

Ein einziges Chaos. Die Miene des Moderators, der längst sprachlos geworden war, ist

erstarrt. “Stop“ tönt es aus der Regie. Ein jeder wurde verdächtigt, nur auf die braven

Techniker oben im ersten Stock ist keiner gekommen. Sie konnten nun in Ruhe die Pause nachholen.

© Heinz Bornemann                

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Kaffeedurst

Die gute Seele eines Übertragungswagen ist der Fahrer. Er lenkt nicht

nur den riesigen Koloss in den kleinsten Winkel,  sondern kümmert sich

auch um Sauberkeit und immer dampfenden Kaffee für die Mannschaft.

Fahrer Edwin war ganz verrückt nach diesem aufmunternden Getränk

und hatte sich schon den Spitznamen „Tchibo“ eingehandelt.

Die Fußballübertragung in Hannover war beendet, die technischen

Geräte sicher verstaut. Alle Techniker waren schon auf dem Heimweg.

Edwin liess den Motor an und steuerte den Ü-Wagen sicher durch

Hannover zur Autobahn. Eintönig brummte nun das grosse Gefährt

Richtung Hamburg. Kurz vor Lüneburg überkam Edwin mal wieder

sein berühmter Kaffeedurst. Keine Raststätte weit und breit und außerdem g

ab es dort auch nicht die Qualität für einen Kaffeegourmet. Also überlegt

Edwin nicht lange, die nächste Ausfahrt ist seine. So zockelt er über die

Landstrasse und erreicht auch bald das Städtchen Lüneburg. Ganz schön eng

hier für so einen großen Wagen. Doch Edwin kennt sich in Norddeutschland aus,

steuert sicher die Tchibofiliale in der Innenstadt an und parkt vor dem Geschäft.

Die vorbeieilenden Leute bleiben mit offenem Mund stehen. „Was macht denn

das Fernsehen in unserer Stadt ?“ Edwin hat es sich inzwischen an einem der

Tische gemütlich gemacht und schlürft die erste Tasse des köstlichen Nass.

Wie ein Lauffeuer verbreite sich die Nachricht, ein Fernsehübertragungswagen

ist in der Stadt. Beim Regionalreporter klingeln die Telefone heiß.

“Wissen sie was hier geplant ist ?“ Er schnappt sich seinen Notizblock

und eilt los. Auch der Bürgermeister ist inzwischen informiert, die Stadt ist

in heller Aufregung. Von all dem Treiben bekommt unser guter Edwin nichts mit.

Gut gelaunt, seine Sucht befriedigt, bezahlt er seinen Kaffee und schwingt sich

wieder auf den Fahrerbock. Der Reporter sieht ihn gerade noch abfahren.

Vorsichtig steuert er durch die engen Strassen und hat bald die Autobahn

wieder erreicht. In Lüneburg immer noch Ratlosigkeit . So hat der Kaffeedurst

von Edwin einer kleinen Stadt die Hoffnung auf großen Fernsehruhm gründlich verdorben.

© Heinz Bornemann                

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Kurzer Ruhm

Der damals noch Süddeutsche Rundfunk hatte uns um Produktionshilfe gebeten

und so fuhren wir mit unserem Ü-Wagen nach Stuttgart. Ein großes Tanzturnier

stand auf dem Programm. Der Saal war festlich hergerichtet und wir installierten

die Technik. Danach hatten wir erst einmal Pause, denn die entscheidenden Tänze

fingen erst gegen 22 Uhr an. Die Veranstaltung lief und es war selbst für einen

Tanzmuffel wie mich schön anzusehen, wie elegant und gekonnt die Paare über

die Tanzfläche schwebten. Eine halbe Stunde vor Beginn unserer Sendung war

dann eine Pause im Saal. Die Ober flitzten durch die Reihen und das fachkundige

Publikum regte sich hier und da über die unmöglichen Schiedsrichterentscheidungen auf.

Die Herren im Frack, die Damen in eleganter Garderobe. „Wir müssen jetzt die

Kameras checken“ bestimmt der Bildingenieur. Also schnappe ich mir einen Kopfhörer,

klemme die Testtafel unter den Arm und eine kleine Lampe. In meinen besten Jeanshosen

und einem grauen Pullover mache ich mich auf den Weg zur Bühnenkamera, die später

einen Blick über das Orchester auch auf das Publikum ermöglichen soll. Ich höre nur

ein murmeln im Saal, die Kapelle macht wohl Kaffeepause. Im hellen Scheinwerferlicht

betrete ich mit meinen Utensilien die Bühne . Ein rauschender Applaus setzt ein.

Man meint wohl, jetzt kommt eine komische Einlage. Mein Gesicht ist sicherlich

so rot geworden, da hätte jede Farbkamera Schwierigkeiten bekommen. Tapfer

setzte ich meinen Weg mit schüchternem Blick ins Publikum fort. Als ich an der

Kamera angekommen bin, hat man auch im Saal den Irrtum bemerkt und ein

herzhaftes Gelächter setzt ein. Nach dem erfolgreichem Check der Kamera muss

ich wieder über die Bühne zurück. Nun hatten sie wohl Spass daran gefunden,

denn wieder setzte ein orkanartiger Applaus ein. So schnell bin ich nie wieder

im Ü-Wagen verschwunden. Dort haben die Kollegen natürlich gleich geflachst,

ab wann meine Autogrammkarten erhältlich wären. Die Sendung begann, die Tanzpaare

schwebten über die Bildschirme und kamen zu echtem Ruhm.

© Heinz Bornemann                

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  Kameraeinsatz 

Es war am 24.Oktober 1963, in Hamburg war das Wetter wie so oft neblig und trüb.

Da konnte man es sich nur zuhause gemütlich machen. Ein Telefon konnte ich mir

damals noch nicht leisten, was konnte also stören. Ich wohnte in einem kleinen

möbliertem Zimmer im Stadtteil Eppendorf. Nicht weit vom NDR Studio in Lokstedt

entfernt in der Schottmüllerstrasse. Der einzige Luxus war ein alter, gebrauchter Fernseher.

Man bekam immerhin drei Programme, denn ab April war auch das ZDF auf Sendung.

Als ich gerade überlegte, ob ich die Kiste anmachen soll, klingelt es Sturm. Mein Kollege

steht außer Atem, die vier Treppen hochgehetzt, vor der Tür „Hast du kein Radio gehört ?

In Lengede hat es ein schweres Grubenunglück gegeben, wir müssen sofort los“

Ich schnappe meinen kleinen Koffer, der immer alle wichtigen Dinge des Lebens

in Bereitschaft aufbewahrte. „Du kannst direkt mit dem Ü-Wagen mitfahren“

In diesem Moment bog Fahrer Erwin auch schon um die Ecke und ich kletterte

zu ihm ins Führerhaus. „Da brauche ich doch endlich mal nicht alleine fahren“

freut er sich und wir starten. Nun war so ein großer Ü-Wagen nicht der schnellste

und so kamen wir erst bei dunkler Nacht in Lengede an. Es war eine gespenstische

Stimmung. Riesige Scheinwerfer beleuchten den Unglücksort und man war

fieberhaft dabei, die großen Rohre des Bohrers ins Erdreich zu treiben. Auch der Regisseur

und die Kameraleute waren  eingetroffen. „Habt ihr schon ein Zimmer ?"

„Keine Chance in dem kleinen Ort, wir müssen nach Braunschweig.“ Das waren nun

die kleinsten Sorgen, wir bauten unsere Kameras auf und die Assistenten zogen

meterlange Kabel über den schlammigen Boden. Vom Roten Kreuz wurde ein

Zelt errichtet, sie verpflegten die Rettungsmannschaft So kamen auch wir zu

einem heißen Tee in der nasskalten Nacht. Das Aggregat, welches uns den

Strom lieferte, war nun auch angelaufen und die Kollegen von der Post bauten

die Richtstreckenverbindung zu den Sendern auf. „Die Tagesschau wartet

auf erste Bilder“ mahnt der Regisseur. Es ist für uns Techniker doppelt aufregend,

denn es ist die erste Liveschaltung seit Bestehen der Tagesschau. Pünktlich ist

der Reporter Giselher Schaar aus Hannover zur Stelle und der erste Bericht

geht live nach Hamburg. Alles klappt wie geplant. „Wir müssen rund um die

Uhr sendefähig sein, keiner weiß, wann die ersten Bergleute ans Tageslicht kommen."

So bleibt immer eine Notbesetzung in der Nähe. Zum schlafen kommen wir kaum,

ein Kollege hat Zimmer in Braunschweig besorgt , die wir kaum nutzen. Am nächsten

Morgen sind  alle wieder pünktlich zur Stelle. Keiner kann und will im Moment viel schlafen.

Das Wetter ist grau, kalt, einfach ungemütlich. Die Spezialisten an der Bohrstelle arbeiten

fieberhaft. Auch der Übertragungswagen des Hörfunks ist natürlich anwesend und man

schafft es, mit den eingeschlossenen Bergleuten in Verbindung zu treten. Ein Mikrofon

und Lautsprecher wird durch das noch enge Bohrloch geführt. Es klappt alles bestens

und so kann man mit den Eingeschlossenen alle wichtigen Dinge absprechen.

Bundeskanzler Ludwig Erhard, der an die Unglücksstelle geeilt ist, spricht den Bergleuten

auf diesem Weg Mut zu. Wieder vergeht der Tag sehr schnell. Die ganze Welt möchte

Bilder vom Geschehen haben und so senden wir fast rund um die Uhr. Die Rettungsmannschaft

setzt weiter vorsichtig ein Rohr nach dem anderen ein. Nur das kreischende Geräusch des

Bohrgestänges durchdringt die ansonsten atemlose Stille. Inzwischen hat sich wieder dunkle

Nacht über das Unglücksgelände gelegt. Die Kameraleute sind erschöpft und verabschieden

sich für eine kurze Pause. Ich vertreibe mir die Zeit, indem ich ein Kamerapodest besteige

und nur so ein paar Bilder mache. Es ist 5 Uhr morgens. Ein eiskalter Wind rüttelt an der

Kamera. Plötzlich sehe ich, dass sich der Reporter bereit macht. Gibt es neue Erkenntnisse ?

„Etwas mehr nach rechts“ ertönt plötzlich die Stimme des Regisseurs im Kopfhörer.

„Die Aufzeichnung in Hamburg läuft“ Mir zittern die Knie. „Hier ist ein Techniker dran“

„Du machst das schon, fahr jetzt langsam an die Bohrstelle ran“ Bei dem Licht ist es nicht

einfach die Schärfe zu halten, aber irgendwie bekomme ich das hin. Ja ja, Schuster bleib bei

deinen Leisten, was muss ich auch an der Kamera rumspielen. „Schwenk auf den Reporter,

ja so bleiben.“ Ich höre im Kopfhörer den Reporterbericht für die nächste Ausgabe der Tagesschau.

„Nun zurück in die Totale, Danke, gestorben“ Erleichtert hänge ich den Hörer über den Schwenkarm.

In diesem Moment kommen auch die Kamerakollegen zurück. Sie müssen doch ein wenig lächeln,

als ich trotz der Kälte schweißgebadet vom Podest steige. "Vielen Dank fürs einspringen, willst du

nicht umsatteln?“  „Nein danke, einmal reicht.“ Am nächsten Tag, es ist Mittag als wir die wunderbare

Rettung der Bergleute aus Lengede in alle Welt übertragen . Man kann wohl sagen, es war Deutschlands

erste Reality-TV Show. Live nehmen Millionen vor den Fernsehgeräten am Schicksal der Bergleute teil.

Mit Hilfe der so genannten "Dahlbusch Bombe" erblicken die Bergleute endlich wieder das Tageslicht.

Die Kirchenglocken läuten im ganzen Land und auch die  Sonne lässt sich wieder blicken. 10 Tage

später wird durch Zufall noch eine Gruppe von Bergleuten entdeckt, wir sind wieder auf dem Weg

nach Lengede. Leider fanden 29 Bergleute bei diesem Unglück den Tod. Ich werde dieses Ereignis

und meinen einzigen Einsatz als Kameramann nicht vergessen.

© Heinz Bornemann                

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Wie der Sturm in den Norden kam

Wenn wieder mal ein heftiger Sturm ums Haus braust, schaut man meistens

sorgenvoll nach oben zu den Wolken. Und das ist genau richtig, denn hinter den

Wolken wohnt die Familie Wind. Vater und Mutter Wind, Tochter Lüftchen und

Opa Sturm. Ihr Haus ist natürlich fahrbar, denn man muss die Winde ja gerecht

verteilen. Jeden Morgen macht Vater Wind die Fenster in alle Himmelsrichtung auf

und kann dann entscheiden, wie er die Windmaschine einstellt. Opa weckt man am

besten nicht, denn wer möchte schon so gerne einen Sturm senden. Tochter Lüftchen

schaut gelangweilt aus dem Fenster, in der Jahreszeit ab Herbst sind ihre linden Lüfte

kaum gefragt, außerdem hat ihre Schwester „Heißer Wind“ die schönsten Regionen

schon besetzt. Sie wohnt schon lange nicht mehr zuhause , sie hat sich entschieden

ganz im Süden wohnen zu bleiben. Wie gerne würde Lüftchen auch mal einen Sturm

über das Land schicken, aber Opa Sturm bewacht sein Sturmbuch rund um die Uhr

und wer unberechtigt die Winde losschickt, wird aus dem Hause Wind verbannt.

Doch heute ist die Gelegenheit günstig, Opa hat sich vom vielen Sturm erzeugen erkältet

und liegt mit Schüttelfrost danieder. Sein Sturmbuch liegt verlockend auf dem Kamin.

Lüftchen überlegt nicht mehr lange, schnappt sich das Buch und murmelt die Sturmformel.

Man befindet sich gerade über Norddeutschland und so beginnt ein furchtbarer Sturm über

das Land zu fegen, bevor die Eltern Wind eingreifen können. Die Menschen sehen erstaunt

und erschreckt nach oben, kein Wetterbericht hatte gewarnt. Vater Wind läuft puterrot vor

Wut an und wie es die Familienregel besagt, verbannt er sie auf eine Nordseeinsel.

So sitzt Lüftchen zerknirscht in ihrer reetgedeckten Kate und seitdem ist der Sturm

im Norden zuhause und die linden Lüfte werden immer weniger .

© Heinz Bornemann                

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Der alte Kahn      

Schon lange liegt der alte Fischerkahn im Hafen. Keiner kümmert sich,

außer den Möwen, die zielgerecht die Planken treffen. Der greise Fischer

fährt schon lange nicht mehr mit ihm hinaus, einmal das Alter und es lohnte

sich auch nicht mehr. Es waren nie große Fahrten, aber schöne Zeiten

waren es doch, wenn man mit vollen Netzen abends den Hafen ansteuerte.

Wie oft hatte der Kahn seinen großen Brüdern nachgeschaut, die wenigstens

mal bis Helgoland schippern durften oder zum Hochseeangeln ausliefen.

Nun dümpelte er nutzlos am Kai und musste jeden Tag befürchten, den

letzten Gang in die Schrottpresse antreten zu müssen. Wenigstens war

er ein beliebtes Fotomotiv der Touristen. So sah es auch heute aus, als

würde wieder nichts passieren. Doch es sollte anders kommen. Er hatte

es schon in seinen morschen Brettern gespürt, dass ein unheimliches Wetter

von See aufzog. Da ist man fast doch froh, nicht mit den Kumpels auf hoher

See zu sein. Die See wurde immer rauer, der Sturm überzog auch den kleinen

Hafen und wäre der Kahn nicht wettererprobt, ihm wäre vom vielen schaukeln

sicher schlecht geworden. Das Wetter zog weiter zu, die Strahlen des Leuchtturms

hatten große Mühe, ihre so wichtige Aufgabe zu erfüllen. Plötzlich gibt es Alarm,

ein Boot ist in großer Seenot. Unser Kahn sieht, wie die Männer zum

Seenotrettungsschiff eilen um schnell zu helfen. Ach, so ein wichtiges Boot wäre

ich auch gerne gewesen, was gibt es schöneres, als anderen zu helfen. Während

er noch so seinen Träumen nachhängt, versuchen die Männer verzweifelt das

Rettungsboot zu starten. Doch so oft sie es auch versuchen, die Maschine weigert s

ich strikt. Wir haben doch noch den alten Kahn im Hafen, lasst es uns mit ihm

versuchen. Der alte Kahn sieht ungläubig die Männer auf sich zulaufen und sie

besteigen tatsächlich mit ihrem schweren Ölzeug seine Bretter. „Los, lass den Motor an“,

brüllt der Matrose durch den Sturm, tatsächlich, ohne zu murren springt er an. Der alte Kahn

kann es noch gar nicht fassen, man braucht ihn wieder und das zu so einem wichtigem Anlass.

Auf und ab wühlt sich der kleine tapfere Kahn durch die inzwischen meterhohen Wellen,

da, dort müssen sie sein. Eine kleine Laterne zeigt ihnen den Weg, denn von Radar und

Funk hat unser Kahn nie etwas gehört. Man kommt rechtzeitig ehe die See ihr Opfer fordert

und die Seeleute klettern erschöpft an Bord. Überglücklich sieht der alte Kahn, wie sich die

Männer in die Arme fallen. „Nun mal runter mit den nassen Klamotten, liegt hier irgendwo

eine Buddel Rum ?“ Liegt sie leider nicht schmunzelt der Kahn und gibt mit seiner Maschine

alles, um den sicheren Hafen zu erreichen. Hier wird er mit großem Jubel empfangen.

„Toll, was der alte Kahn noch hergibt“ murmeln die sonst so wortkargen Männer. Und so liegt

der alte Fischerkahn weiter im Hafen, bekam einen neuen Anstrich und lässt sich bewundern.

Wenn die Schiffe abends reinkommen wird er mit lautem tuten begrüßt. Keiner spricht mehr von

verschrotten, denn wer weiß, wann ihnen der Kahn das Leben rettet. 

© Heinz Bornemann                

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 Balduins Lektion     

Auch im Hamburger Stadtpark ist nun der Winter eingezogen und hat

mit seiner frostigen Kälte dem See einen eisigen Deckel verpasst. Der

noch kleine Fisch Balduin streckt nach dem erwachen wohlig seine

Flossen aus, ach es wird wieder ein schöner Tag. Ich sause doch gleich

mal nach oben um mir ein paar Fliegen zu schnappen. Gesagt getan,

mit großem Anlauf saust er Richtung Oberfläche. Au, was war denn das,

sein kleiner Kopf schlägt gegen die Eisdecke. Weinend schwimmt er

zur Mutter: „ Ich bin gegen den Himmel gestoßen“ „Ach Du Dummerchen,

es ist Winter und da friert der See oben zu“ Was soll er jetzt nur den

ganzen Tag anfangen, er kann nicht aus dem Wasser schauen, wo er doch

so gerne seinen Freunden den Enten zuschaut und immer ein paar Krümel

von ihrem Brot stibitzt. Kann sich auch nicht über die Hunde amüsieren,

die mit Begeisterung den ins Wasser geworfenen Stock zu ihrem Herrchen

zurückbringen. Wieder erschrickt er, ein lautes, kratzendes Geräusch dringt

von oben herunter, vermischt mit dumpfen lachen. „Die Menschenkinder

laufen Schlittschuh, sie können ja nicht ahnen wie sehr uns das nervt“

meint die Mutter. „ Oh, das würde ich zu gerne sehen“ „Bleib schön hier und

verhalte dich ruhig, wir müssen jetzt mit dem Sauerstoff haushalten.“

Dumpfes Dröhnen durchdringt nun den See. „Ein Angler“ seufzt die Mutter,

selbst im Winter machen sie Jagd auf uns. Langsam dringt etwas Sonnenlicht

durch die aufgeschlagene Eisdecke. Balduin, der unerfahrene, muss natürlich

gleich neugierig hin schwimmen. Oh, so ein fetter schöner Wurm, ein gefundenes

Fressen zum Frühstück und so leicht zu fangen. Er schnappt zu und im gleichem

Moment verspürt er einen stechenden Schmerz in den Kiemen, er will noch seine

Mutter um Hilfe rufen, als er auch schon mit großer Geschwindigkeit nach oben

gezogen wird. Starr vor Angst hängt er nun am Haken. Hat  keinen Blick für die

lachenden Kinder. „ Was haben wir den da ?“ brummelt der Angler „Das ist ja nicht

mal was für den hohlen Zahn.“ Er befreit Balduin vom schmerzenden Haken und

schwups ist er wieder im sicheren See. Seine Mutter schwimmt ihm schon aufgeregt

entgegen. “Kann man dich nicht eine Minute aus den Augen lassen?, hier versuch diese

Wurzel, dann gehen die Schmerzen bald weg.“ Balduin hat die Lektion gelernt, er wartet

ruhig und sehnsüchtig auf den Frühling, dann kann er ohne sich zu stoßen auftauchen,

hat keine störenden Kinder die über seinem Kopf toben und der Angler

sitzt weit entfernt am Ufer. Was für ein schönes Leben.

© Heinz Bornemann                

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                Nasse Überraschung            

Bernd und Walter wollten mal wieder so richtig auf den Putz hauen,

aber in ihrem kleinen Ort war ersten nichts los und zweitens kannte

einen ja auch jeder. Gerade jetzt im tristen Februar war hier echt tote Hose.

Was lag also näher, als Hamburg ins Auge zu fassen. Nicht lange überlegt

wurde der Wagen gestartet und nach einer Stunde waren die Elbbrücken in Sicht.

Dröhnende Musik donnerte von der Kassette aus den Stereoboxen, die jede Disco

vor Neid hätte erblassen lassen. Hätte man lieber Radio gehört, denn dort wurde

schon lange vor einer Sturmflut in Hamburg gewarnt. Inzwischen war man auf der

Ostweststrasse und versuchte mit dem mehrspurig rauschendem Verkehr mitzuhalten.

„Auf der Reeperbahn kriegen wir nie einen Parkplatz, versuche es doch mal beim Hafen“

meint Bernd ortskundig. Man fuhr also Richtung Landungsbrücken und dann durch

die Hafenstrasse. Hier war es inzwischen in den grell bemalten Häusern auch ruhiger

geworden. Dafür blies der Sturm um so lauter, als sie links in den Fischmarkt abbogen.

„Hier sind ja Parkplätze satt“ frohlockt Walter. „Dafür müssen wir nun aber auch ein

ganzes Stück zurück latschen“ „Was soll’s, die Mädels warten“ Fast wären beide beim

aussteigen weggeflogen. „Ist ja ein fixer Sturm hier“ lacht Bernd. „Das kann doch einen

Seemann nicht erschüttern“ flachst Walter. Der Wagen ist verschlossen, die Alarmanlage

eingestellt, man weiß in Hamburg ja nie. Im Radio warnt man weiter vor Hochwasser

am Hafen, aber da sind die beiden schon auf dem Weg ins so genannte Vergnügen.

Vorbei an der Washington Bar, in der Freddy zu seinen Anfangszeiten gesungen hat,

bog man links Richtung Reeperbahn ein. Sie mussten kaum laufen, der Sturm wehte

sie regelrecht nach St. Pauli. Der geparkte Opel stand friedlich neben der Fischmarkthalle,

während der Sturm das Wasser unaufhörlich in seine Richtung drückte. Bei dem Wetter

standen nicht mal die sonst um Kunden so geschickt werbenden Türsteher auf der Strasse.

Aber Walter und Bernd steuerten zielsicher in die vom Rotlicht angestrahlte Bar.

Schummriges Licht, man soll ja schließlich die Preise nicht gleich erkennen und tolle Frauen

auf den Barhockern. „Hier sind wir richtig“ Am Fischmarkt hat das Wasser inzwischen

das Pflaster erreicht und umspült schon sanft die Räder des Autos. Die beiden machen

sich keine Sorgen, sondern spülen ihrerseits das erste Gedeck hinunter. „Na, wollen wir nicht

gemeinsam feiern ?“ Eine schlanke, kaum bekleidete Dame setzt sich zu ihnen. „Der Abend wird gut“

flüstert Bernd und Walter lässt sich zu einer Sektbestellung überreden. Inzwischen beginnt auch

der so genannte künstlerische Teil, denn auch das ausziehen auf der Bühne will   gelernt sein.

Anziehend scheint dagegen das Wasser auf den Opel zu wirken. Mit stürmischer Lust peitscht

der Wind das Wasser über den Fischmarkt und ein paar harte Schaulustige sehen den Wagen

so langsam in den Fluten versinken. Der Abend in der Bar vergeht wie im Flug und erst die

Rechnung macht die beiden einigermaßen wieder nüchtern. „Du musst fahren“ lallt Bernd,

„weißt du noch wo unser Auto steht ?“ Während Walter und Bernd sich mehr oder weniger

schwankend durch den Sturm kämpfen, hat dieser ihrem Opel das schwimmen beigebracht

und lässt ihn gefährlich nahe Richtung Elbe treiben. Ein Passant hat sich erbarmt und die

Feuerwehr alarmiert. Sie hat in dieser Nacht genug zu tun, doch sie schaffen es gerade noch,

den völlig durchnässten Wagen ins trockene zu ziehen. „Dass die Touris sich nie informieren“

schimpft der Wehrleiter. In diesem Moment kommen unsere wackeren Zecher um die Ecke.

„Siehst du auch was ich sehe ? Soviel haben wir doch gar nicht getrunken.“ Nicht nur der Sturm,

sondern auch der Schreck lässt sie schnell nüchtern werden. „Seid froh“ meint ein Hamburger,

“der Wagen wird wieder trocken, aber so feucht wie ihr seid, hättet ihr doch nicht fahren dürfen

“ So hatte die nasse Überraschung wenigsten dafür gesorgt, dass ein betrunkener Autofahrer

weniger durch die stürmische Nacht schaukelte.

© Heinz Bornemann                

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  Schwan Willy

Wenn endlich der Frühling in Hamburg mit seinem blauen Band wedelt,

dann wissen auch die Wahrzeichen der Alster, dass sie nun wieder in ihr

geliebtes Revier dürfen. Den Winter über wurden die Schwäne vom Schwanenvater

gut versorgt. In einem eisfreiem Teich konnten sie bei guter Kost in Ruhe den Winter

abwarten. Nun wurde es Zeit, ihnen wieder den Weg zur Alster frei zu machen.

Schwan Willy hat es besonders eilig, damit er sein angestammtes Revier in der Nähe

des Atlantic Hotels wieder erreicht. Man möchte ja schließlich die beste Adresse haben.

Leider wissen das auch seine Konkurrenten, es beginnt ein regelrechtes Rennen.

Nur scheinen die Flossen etwas eingerostet zu sein, das alte Sommertempo will ihm

noch nicht gelingen. Doch Schwan Willy weiß immer einen Ausweg. Gerade schippert

der Alsterdampfer an ihm vorbei, ein paar Flügelschläge und schwups steht er in voller

Größe an Deck. Der Kapitän schmunzelt. „Unsere erster Fahrgast in diesem Jahr,

da wollen wir mal auf die Fahrkartenkontrolle verzichten“ Willy reckt stolz seinen

langen schmalen Hals und sieht auch schon langsam die Kennedybrücke näher kommen.

Aufgeregt schlägt er mit seinen großen, weißen Flügeln. Kurz vorm Hotel Atlantic

startet er zu einem Gleitflug über die Alster. Geschafft, er hat seinen angestrebten

Platz pünktlich erreicht, eben ein flotter Schwan. Hier im Uferschilf lässt sich die

Familiengründung am besten planen und welche Schwanenfrau wird nicht von

dieser Adresse beeindruckt sein . Der Kapitän amüsiert sich köstlich.

„Tja“ meint er zu seinem Azubi und zieht gemütlich an seiner Pfeife „

nun weißt du auch, warum unsere Alsterschiffe die weiße Flotte heißen“

Lachend biegen sie in die Binnenalster ein und nehmen sich vor,

bei der nächsten Tour ihrem ersten Fahrgast einen besonders großen Leckerbissen zuzuwerfen.  

© Heinz Bornemann                

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